Laut dem Text eines Liedes des römischen Liedermachers Niccolò Fabi, verbrennt die Kraft der Ewigkeit in der Alltagskultur. Mit diesem Gedanken will er uns daran erinnern, wie die gewöhnlichen Ereignisse unseres Lebens eine dauerhafte und lebenswichtige Bewegung auslösen. Fieber selbst ist die natürliche Reaktion des Körpers auf äußereBelastungen, weil es beweist, dass wir ein wesentlicher und leiser Bestandteil eines unaufhörlichen Flusses sind. Mit diesen Worten möchte ich ein Klassiker der deutschen Literatur wiederentdecken: Bunte Steine (1853) von Adalbert Stifter, 2 der ein mit der Biedermeierzeit verbundener österreichischer Prosaschriftsteller des 19. Jahrhunderts ist.

Im Vorwort zur Sammlung dieser von sechs glänzenden Steinen (Granit, Kalkstein, Turmalin, Bergkristall, Glimmer und Calcit) inspirierten Erzählungen, gewährt uns Stifter, der von Thomas Mann als “einer der seltsamsten, tiefgründigsten, verborgensten und kühnsten Erzähler der universellen Literatur” definiert wird, einen umfassenden Einblick in seine Poetik des über die Natur und die Menschheit herrschenden sanften Gesetztes. Ein Gestein, das aus der Ansammlung von Sedimenten ​​stammt, symbolisiert augenfällig die Ewigkeit, die sich selbst regeneriert und der Zeit widersteht.

Mittels einer kadenzierten Erzählzeit enthüllt Stifter den dämmrigen und dramatischen Alltag seiner Figuren ohne Anspruch auf Introspektion. Er bringt in indirekter Weise ihre Innerlichkeit zum Ausdruck dadurch, dass er sich durch den zwischen den Falten von Leinentüchern versteckten oder auf die Bücher, Geschirr und Besteck ausgebreiteten Staub bewegt, entsprechend der von einer Wanduhr bestimmten Zeit, “die so sanft schlägt, dass man sie kaum hört“. Hinter den Kulissen lädt uns der Autor ein, das weiche Licht zu sehen, das sich in den mit dem Duft der geliebten Frau imprägnierten Kleidern oder in den Tasten eines Klaviers, die die Fingerabdrücke einer stillen Seele behalten, reflektiert. Das universelle Gesetzt entfaltet sich in der Vermischung von Klängen und Erinnerungen, in der Sedimentation der Beziehungen, die wir pflegen, in den “Millionen Wurzelfasern des Baumes des Lebens“.

Im derzeitigen Klima stellt Bunte Steine die Lobpreisung des Augenmaßes, des Verzichts und einer zu wiederentdeckenden vereinten Menschheit dar.
Es geht um eine bittere Reflexion über die einseitigen Zentrifugalkräfte der vom Aussehen und von einem rücksichtslosen Individualismus abhängten Modernität. Es handelt sich um eine Aufforderung, uns in der tragischen und epischen Natur kleiner Dinge als gleich zu betrachten, weil sich das Erhabene in der Luft, die wir atmen, versteckt, obwohl wir das oft vergessen.

Claudia Melcarne

Einer der größten Erzähler des poetischen Realismus, war Adalbert Stifter(geboren am 23. Oktober 1805 in Oberplan, Böhmen; gestorben am 28. Januar 1868 in Linz) ein österreichischer Schriftsteller, Maler und Pädagoge. Er studierte an der Universität Wien und führte ein bescheidenes Leben als Schulinspektor. Zu seinen Werken gehören Erzählungen, Essays und Gemälde. Am 28. Januar 1868 hat er Selbstmord begangen in Linz.